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Vorzeitige Wechseljahre

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

30.05.2021 | 15:13 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof Bohnet,

seit 8 Monaten mache ich eine HET mit 1 Hub Gynokadin und 100 mg Famenita abends wegen vorzeitiger Menopause mit 38 Jahren und Osteoporose. Außerdem habe ich Endometriose, die 2018 wegen Zysten operiert wurde. 

Unter der Therapie bekomme ich immer mal wieder Schmierblutungen, was mich etwas beunruhigt. Letzte Woche hatte ich am Eierstock eine Zyste mit Unterbauchschmerzen, war wohl keine Endometriosezyste laut frauenärztin. Kann es sein, dass sich die Endometriose wieder unter der Therapie gebildet hat und ich deshalb Unterbauchschmerzen habe?

Denken Sie, ich kann mit der Therapie so weitermachen oder sollte ich wegen der Endometriose lieber 200 mg Progesteron nehmen?

Was mich sehr belastet, ist mein extremer Haarausfall seit ich die HET begonnen habe, es wird immer schlimmer, bin deswegen schon richtig depressiv. Meine Gyn will auch keinen Hormonstatus bestimmen, um zu sehen, ob der Haarausfall damit zu tun hat, das sei nicht üblich. Lediglich das Estradiol wurde im Januar mit 158 und im März mit 120 gemessen mit dem Kommentar aus dem Labor, dass dies eine hoch dosierte Therapie sei mit wahrscheinlicher Östrogendominanz. Bin total verunsichert.

Was noch hinzukommt, ist, dass meine Mutter mit 42 Jahren an Brustkrebs erkrankte und nach einem Rezidiv mit Metastasen vor 2 Jahren verstarb. Der Tumor war hormonsensitiv. Deshalb hadere ich sehr mit der HET.

Es tut mir leid, dass es so ein Roman geworden ist, aber ich bin total verzweifelt und fühle mich alleine gelassen mit meinen Problemen.

Alter: 41, Größe: 174 cm, Gewicht: 57 kg. Ich nehme täglich 5.000 Einheiten Vitamin D mit K2 und Calcium.

Vielen Dank für Ihre Mühe.

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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31.05.2021, 07:35 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Wenn Ihre Eierstöcke vorzeitig Ihre Tätigkeit nachgelassen haben, so heißt das nicht unbedingt, dass eine wechselnde Restaktivität noch vorhanden ist. Insofern können durchaus mal Follikelzysten auftreten, welche unkontrolliert Ö bilden und dann zu Blutungen führen. Im Hinblick auf Ihre Symptome könnten Sie durchaus 200 mg Prog anwenden, zumal dieses Hormon leicht anti-androgen wirkt.

Die transdermale Anwendung von Östradiol hat die geringest NW-Rate, aber sie ist auch nicht Null.

Es könnten ja die Bruskrebsgene bei Ihnen bestimmt werden, damit man sieht, ob Sie ein genetisches Risiko haben. Sprechen Sie Ihre Ärzte vor Ort an!

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05.06.2021, 15:31 Uhr
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Vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich habe mich wegen eines Gentests in der Uniklinik erkundigt. Man sagte mir, dass es bei nur einer Brustkebserkrankung (Mutter) in der nahen Verwandtschaft nicht möglich sei, einen Gentest zu machen, da das nicht von den Kassen übernommen werde. Wenn man den Test selbst bezahlen würde, kostet es mehrere Tausend Euro. Leider habe ich dazu nicht die finanziellen Möglichkeiten.  Bin total frustriert, zumal meine Mutter bei der ersterkrankung im selben Alter war wie ich jetzt. 

Experte-Bohnet
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06.06.2021, 07:52 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das ist echt nicht nach zu vollziehen! Aber das wusste ich auch nicht!

Es gibt Studien, welche zeigen, dass die alleinige Anwendung von Ö das Brustkrebsrisiko sogar reduzieren oder nicht erhöhen. Insofern bestünde die Möglichkeit, dass Sie sich eine sog. Hormonspirale legen lassen, welche meist mehr als 5 Jahre wirksam ist. Da Sie praktisch ausschließlich in der GBM wirkt und Blutungen verhindert, könnten Sie dann z.B. abends vor dem Schlafengehen einen Stoß Spray oder Gel auftragen, ohne dass etwas Anderes notwendig wäre.

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06.06.2021, 11:12 Uhr
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Ja, das ist wohl  leider so: Gesundheit muß man dich leisten können.

Wäre es auch eine Möglichkeit, die Progesteronkapsel statt oral vaginal zu nehmen, oder kommt dann zu viel Hormon im Körper an? 

Ich überlege ernsthaft, gar keine Hormone mehr zu nehmen und zu versuchen, die Osteoporose durch viel Bewegung, Krafttraining irgendwie in Schach zu halten. 

Durch das ganze Thema und die Unsicherheit diesbezüglich habe ich mittlerweile zusätzlich noch eine Depression entwickelt. Die Medikamente, die ich eigentlich dagegen einnehmen sollte, verschlechtern die Osteoporose noch zusätzlich. Ich kann mir wohl aussuchen, ob ich lieber an den Folgen der Osteoporose oder evtl. an Krebs sterben möchte. 

Vielen Dank Ihnen für Ihre Hilfe.

Experte-Bohnet
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07.06.2021, 07:45 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ja, Prog. keinen Sie auch vaginal anwenden!- Eins sollten Sie im Auge behalten: Östradiol und Prog sind körpereigene Hormone! Durch die Anwendung haben Sie geringere Blutspiegel als wenn Ihre Eierstöcke die Hormone noch produzieren würden!

Alles Gute!

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25.06.2021, 15:05 Uhr
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Hallo Herr Prof. Bohnet,

Seit gestern habe ich unter der Therapie mit 1 Hub Gynokadin und 100 mg Famenita oral wieder eine Blutung bekommen mit Unterbauchschmerzen wie bei meiner Periode. Kann es sein, dass 1 Hub Gel zu viel für mich ist (174 cm, 57 kg) und ich eine Östrogendominanz habe? Die letzte Schmierblutung hatte ich vor ca. 4 Wochen. Ist es auch möglich, dass durch meine Depression alles aus dem Gleichgewicht ist und ich deshalb häufiger unter der Therapie Blute? Meine Gyn wollte durch die durchgängige Einnahme eigentlich verhindern, dass es zu Blutungen kommt wegen der Endometriose. Sollte ich evtl. eine Einnahmepause machen?

Außerdem macht mir meine Osteoporose große Sorgen. Ich mache zwar Krafttraining und versuche, mich möglichst viel zu bewegen, aber trotzdem ist die Angst da. 

Eigentlich sollte ich auch ein Antidepressivum nehmen, aber leider wirken sich diese Medikamente auch negativ auf die Knochendichte aus, weshalb ich sehr im Zweifel bin. 

Herzliche Grüße

Experte-Bohnet
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26.06.2021, 07:33 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die Hormondosierung ist gut; darunter kommt es nicht zur Ö-D! Aber Psychopharmaka stören die Verstoffwechslung der Hormone. Probieren Sei mal 200 mg Prog aus.

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27.06.2021, 23:20 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre wie immer schnelle und kompetente Antwort. 

Ein paar Fragen hätte ich noch, da ich in dieser Beziehung ziemlich alleine dastehe.

Wäre es auch möglich, statt des Gynokadin Gels ein Estradiol- Pflaster zu verwenden und die Progesteronkapsel dazu einzunehmen? Welche Dosierung wäre hier bei meiner Größe und Körpergewicht gut, auch in Bezug auf die Osteoporose und das Brustkrebsrisiko durch die Erkrankung meiner Mutter? (174 cm, 57 kg) 

Könnte ich zusätzlich ein Antidepressivum einnehmen wegen meiner starken Depressionen und Ängste oder schließt sich die  Kombination mit den Hormoben eher aus, weil Sie sagten, dass Psychopharmaka die Verstoffwechselung der Hormone stören?

Stimmt es, dass bei oraler Einnahme des Estradiols die Risiken für  Nebenwirkungen in Bezug auf den Haarausfall geringer sind als bei transdermaler Anwendung? (habe davon gelesen). Bei Gynokadin steht sogar häufig Haarausfall als Nebenwirkung, worunter ich sehr leide.