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Hormonersatztherapie statt Pille bei anovulatorischen Zyklen

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

26.11.2017 | 12:32 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich bin 30 Jahre alt und nicht in den Wechseljahren.

Als Jugendliche und junge Erwachsene hatte ich mit Essstörungen zu kämpfen (Anorexie und Bulimie). Als dieses begann war ich 16 Jahre alt und hatte gerade angefangen, gegen meine Akne, die Pille zu nehmen. Mit 17,5 habe ich damit wieder aufgehört und mit 20,5 aufgrund einer Amenorrhoe erneut begonnen, die Pille zu nehmen. Dieses tat ich bis ich 27 Jahre alt war. Die letzten drei Jahre habe ich die Valette/Maxim im Langzeitzyklus genommen (davor ebenfalls antiandrogene Mikropillen). Nach dem Absetzen hatte ich einige Monate (ca. ein halbes Jahr) mit Haarausfall, Hautveränderungen und besonders labiler Psyche zu kämpfen. Anfang diesen Jahres, mit nicht ganz 30, hatte ich zum ersten Mal wieder eine Blutung. Danach ca. 7 Wochen später wieder, dann alle ca. 23 Tage. Dann hatte ich wieder besonders unregelmäßige Zyklen mit Längen zwischen 2 und 8 Wochen. Außerdem leide ich seit April diesen Jahres unter verschiedenen Hautproblemen im Gesicht mit Akne, Schuppen und zweimal Ekzemen mit extremen Schwellungen. Seitdem ich nur noch Wasser und Öl zur Gesichtspflege verwende, sind die Hautprobleme ertragbar. Jedoch bin ich in den letzten Jahren stark gealtert und ich habe stets die Sorge, dass sich meine Gesichtshaut wieder in einem solchen Maße verschlechtert, dass ich nicht gesellschaftsfähig bin.

Es wurden in diesem Jahr zwei Blutbilder von einer internistischen Gynäkologin erstellt. Im ersten wurden auch Androgene (ich leide auch unter leicht vermehrtem Haarwuchs) und SHBG bestimmt. Der freie Androgenindex war erniedrigt, SHBG deutlich erhöht. Auch andere Hormone deuteten nicht auf eine Androgenisierung/Hirsutismus hin. TSH war bei mehreren Tests im Normbereich.

In beiden Blutbildern schien ich mich in der ersten Zyklushälfte zu befinden. Bei der ersten Untersuchung wurde auch ein Ultraschall gemacht und der Eisprung schien kurz bevor zu stehen, was aber nicht zum Blutbild passt. Außerdem setzte am nächsten Tag eine mehrtägige Blutung ein und etwas über eine Woche später wieder.

Die Frauenärztin geht nun davon aus, dass meine Zyklen anovulatorisch sind und sie verschrieb die Qlaira. Diese nehme ich nun seit zwei Wochen. Jedoch möchte ich eigentlich nicht mehr mit körperfremden Hormonen verhüten -  zumal ich auch keine Verhütung benötige. Ich beobachte auch einige Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit, emotionale Abgestumpftheit, extrem trockene Haut mit Schuppung und nächtliches Schwitzen. Gleichzeitig bin ich entspannter und ich kann endlich wieder schlafen (mit Unterbrechungen).

Was mir jedoch am meisten Sorgen bereitet ist, dass mein Körper nach Absetzen der Pille wieder so lange brauchen würde, bis er überhaupt wieder selber Hormone produziert (weg. Haut/Haarausfall) oder dass sich sogar nie wieder ein natürlicher Zyklus einspielen würde. Außerdem verändert sich mein Geruchssinn unter Pilleneinnahme sehr stark. Meine letzte Trennung erfolgte weil ich meinen Partner zwar liebte, ihn aber körperlich und geruchsmäßig nicht mehr anziehend fand. Seither hatte sich mein Männergeschmack sehr verändert (hin zu feminineren Typen) und meine Libido war zum ersten Mal deutlich vorhanden.

Nun meine eigentliche Frage: könnte man in meinem Fall zur Behandlung der Beschwerden auch orales Progesteron einnehmen (für die Zyklusstabilisierung) plus transdermales Estradiol (für die Knochendichte und Stimmung)?

Habe gelesen, dass eine soche Hormonersatztherapie relativ nebenwirkungsarm sei (Thromboserisiko und Krebsrisiko betreffend) und hätte dabei kein schlechtes Gefühl.

30 Jahre, 173 cm, 59 kg

Herzliche Grüße und vielen Dank für Ihr großes Engagement auf dieser Seite. Das ist enorm hilfreich :)

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26.11.2017, 12:35 Uhr
Antwort

Habe noch vergessen zu erwähnen, dass an Autoimmunproblemen leide und meine Leber nicht die stärkste ist. Daher der Verdacht, dass die Übelkeit und die Müdigkeit mit einer Überlastung der Leber zusammenhängen könnten. An den ersten beiden Einnahmetagen, an denen die Östrogendosis am höchsten ist, waren die Symptome auch besonders stark.

Experte-Bohnet
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26.11.2017, 21:54 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Was sind Autoimmunprobleme?! Entweder sind irgendwelche Antikörper nachgewiesen oder nicht!

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27.11.2017, 01:35 Uhr
Kommentar

Antikörper wurden nicht nachgewiesen. War vor einigen Monaten in der Hautklinik und dort wurde ein Antikörper für irgendeine Darmerkrankung mit einem negativen Ergebnis bestimmt.

Ich habe Neurodermitis und litt jahrelang unter Hautausschlag am ganzen Körper, den ich durch eine Ernährungsumstellung eindämmen konnte (kein Gluten, kaum Obst, histaminarm). Wenn ich mir es jetzt überlege, verschwand auch dieser nach Absetzen der Pille erst vollständig... ;)

Außerdem scheinen bei mir immerzu spontan irgendwelche neuen Allergien dazu zu kommen. In den gleichen Testreihen wurden dieses Jahr, zwei Jahre nach dem letzten Test, sehr viele zusätzliche Substanzen positiv getestet.

Dann hatte ich diesen Sommer nach zwei besonders stressigen Phasen mit Ekzemen im Gesicht, Haarausfall und Kreislaufprobleme mit Schwächegefühl, Zittern und so. Letztes Jahr hatte ich periorale Dermatitis im ganzen Gesicht und dieses Jahr erhielt ich die Diagnose Rosazea.

Das meinte ich mit Autoimmunproblemen.

Die Symptome seit Beginn mit der Einnahme der Qlaira sind so seltsam. Mir wird von Tag zu Tag übler, die letzten Tage bin ich schon um 7/8 ins Bett gegangen weil ich sehr müde war und mir war furchtbar kalt. Dann wache ich einige Stunden später auf und schwitze sehr stark. Auch tagsüber schwankt das Temperaturempfinden und ich mag mich gar nicht mehr bewegen. Muss mich jedesmal dazu überwinden. Gestern fing ich bei dem Anblick eines Bussards auf einem Feld neben der Autobahn in grau verhangener Landschaft an zu weinen...

Eigentlich liebe ich es draußen zu sein, bei jedem Wetter, besonders wenn es frisch ist. Warme Raumtemperaturen empfinde ich eigentlich als unangenehm und ich dusche normalerweise mehrere Minuten kalt.

Werde die Pille heute nicht mehr nehmen!

Experte-Bohnet
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27.11.2017, 07:13 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

In der Tat zeigt die Erfahrung, dass Sie vermutlich vorwiegend anovulatorische Zyklen haben. Mit der Pille wird, wie Sie es richtig sehen, die Eigenproduktion gehemmt. Da Sie derzeit keine Verhütung brauchen, könnten Sie mit Progesteron therapieren. Allerdings kann man häufig keine Zykusregulierung hinbekommen. Ich würde folgendes Vorgehen (ohne Garantie) vorschlagen. Lassen Sie die Pille weg, möglichst zum Monatsende. Dann nehmen Sie bis zum 20. eines Monats gar nichts ein; von da an zum Abendbrot über 10 Tage also bis zum 30. 200mg Prog zum Abendbrot. Möglicherweise kommt danach jeweils ne (leichte) Blutung. Melden Sie sich ggf. wieder.

Ist Ihre Knochendichte und Vit D gemessen? Nehmen Sie irgendwelche Nahrungsergänzung?!

Experte-Bohnet
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27.11.2017, 07:18 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Oh, verstehe! Neurodermitis ist nichts Schönes!