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Dringende Frage: Chlormadinon plus Gynokadingel statt Pille?

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

19.10.2017 | 11:25 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich bin 29 Jahre alt und habe starke körperliche Beschwerden seit Oktober 2010 nach Umstellung auf die Pille Cerazette. 

Die Vorgeschichte ist etwas kompliziert, ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen: Im Oktober 2010 war ich bei einem Facharzt für Gerinnungsmedizin, da ich immer starke Regelblutungen und eine starke Nachblutung (HB von 5) bei einer OP hatte. Dieser stellte bei der Blutuntersuchung unter der Pille Petibelle fest, dass ich einen Faktor XI-Mangel und einen östrogenbedingten Protein-S-Mangel habe. Deshalb legte er mir die Umstellung auf die Pille Cerazette ans Herz. Unter dieser Pille habe ich wieder völlig normale Protein-S-Aktivitäten, sodass der Gerinnungsarzt sagte, dass ich in Zukunft keine kombinierten Pillen mehr nehmen dürfe. Allerdings geht es mir unter der Cerazette sehr schlecht: Ich habe starke Akne, vermehrtes Haarwachstum und vor allem eine ausgeprägte Obstipation, die über die Jahre immer schlimmer geworden ist, sodass mir bereits eine Dickdarmentfernung angeraten wurde. Ich habe bereits versucht die Cerazette ganz abzusetzen, allerdings bekomme ich dann Dauerblutungen mit HB-Abfall, weshalb ich momentan immer noch die Cerazette nehme. Da mir kein Frauenarzt eine andere Pille verordnet, war ich nun aus Verzweiflung bei einem gynäkologischen Endokrinologen. Dieser sagte auch, dass er von einer Pille abraten würde und empfahl mir 4mg Chlormadinon plus 1 Hub Gynokadin-Gel durchgängig zu probieren. Mein Frauenarzt hält 4mg Chlormadinon für sehr hoch dosiert und sagte, dass ich es erst mit 2mg Chlormadinon plus 1 Hub Gynokadin-Gel versuchen sollte. 

Meine Frage an Sie als Experte: Halten Sie den Versuch mit Chlormadinon plus Gynokadin-Gel statt der Cerazette für sinnvoll? Und falls ja, würden Sie 2 oder 4mg Chlormadinon zum Gynokadin-Gel kombinieren? Gibt es eine bestimmte Tageszeit zu der man die Medikamente einnehmen sollte?

Hier noch ein paar Blutwerte vom Endokrinologen:

TSH: 1.14 (Norm: 0.27-4.20)

PTH intakt: 20.7 (Norm: 15-65)

17beta-Estradiol: 52.9 pg/ml

Testosteron: kleiner als 0.1 (Norm: 0.29-1.67)

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen, da ich wirklich nicht mehr weiter weiß! Vielen Dank im Voraus!

 

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Experte-Bohnet
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14.04.2018, 08:04 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

So ein Ö-Wert ist mal eine aktuelle Situation! über die Jahre haben Sie zu wenig Ö gehabt, was sicher nicht zum optimalen Aufbau der Knochendichte geführt hat. Ich würde Ö (und ein Gestagen bzw. Prog) anwenden!

Ich denke, Sie sollten sich Hilfe suchen, Ihr Grundproblem zu lösen!

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01.05.2018, 19:31 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich hatte am 24.04 einen Termin bei meinem Frauenarzt und habe diesem Ihren Vorschlag Cyclo Progynova zu nehmen, unterbreitet. Er hat das Präparat selber noch nie verordnet und wollte erst noch einmal meine Blutwerte kontrollieren, ob sich doch etwas getan hat. 

Hier die Blutwerte vom 24.4 (48 Tage ohne Pille und ohne Blutung):

LH: 8.4 IU/l

FSH: 9.5 IU/l

LH/FSH Quotient: 0.9 Norm: <1.5

17beta-Estradiol: 39.0 pg/ml Vorwert: 67,7

Progesteron: 0.16 ng/ml Vorwert: <0.05 

Prolaktin: 18.5 ng/ml Norm: 4.79- 23.3

Testosteron: <0.1 nmol/l Norm: 0.29- 1.67

SHBG: 75,6 nmol/l Norm: 32.4- 128.0

freier Androgenindex: <0.1

Ansrostendion: 0.78 Norm: 0.40 - 3.29

DHEAS: 70.0 Norm: 98.8 - 340.0

Mein Frauenarzt hat mir nicht viel zu den Werten gesagt, außer das ich mich immer noch in der 1. Zyklushälfte befinde. Er sagte, dass das Cyclo Progynova ein Wechseljahrspräparat wäre und er es mir wenn nur auf Privatrezept "out of label use" verordnen könnte. Er selber würde die Wechseljahrsbeschwerden nur mit bioidentischen Salben behandeln. 

Meine Frage ist nun, ob ich mit diesen Werten Ihrer Meinung nach erst noch zuwarten sollte, ob sich eventuell doch noch ein Zyklus entwickelt oder ob Sie mir empfehlen würden, mir das Cyclo Progynova vom Frauenarzt verordnen zu lassen. Ich bin wirklich verzweifelt, was ich jetzt machen soll. Mir geht es vom Darm sehr schlecht, zusätzlich habe ich noch starkes Asthma und bin aufgrund des Untergewichts körperlich natürlich sehr schwach. Wenn man sich die Nebenwirkungen von Cyclo Progynova anschaut (Brustkrebs, Verstopfung, Blähungen, Bauchschmerzen, Bronchitis etc.) habe ich schon Angst, dass sich meine Gesamtsituation dadurch noch mehr verschlechtern könnte. Andererseits ist es bestimmt auch nicht gut für meinen Körper weiterhin unter diesem Hormonmangel zu leiden. 

Ich habe unter meiner früheren Pille Petibelle, die ich bis 2010 genommen habe (bis dahin war ich auch normalgewichtig und hatte keine Probleme mit meinem Darm), einen starken Protein-S-Mangel, sodass ich deshalb auf die Cerazette umstellen musste (hierunter haben ja die Probleme mit dem Darm begonnen und ich habe immer mehr an Gewicht verloren). Darf ich das Cyclo Progynova nehmen, obwohl ich unter der Petibelle einen Protein-S-Mangel entwickelt habe? Aktuell habe ich ohne Pille völlig normale Protein-S-Aktivitäten. 

Ihren Ratschlag bezüglich der Mikrobiom Untersuchung habe ich ernst genommen. Mein Gastroenterologe hält leider nichts von diesem Ansatz, aber ich habe mir bei einem Spezialisten in Hamburg einen Termin geben lassen, der aber leider erst Mitte Juni ist. 

Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn Sie mir antworten könnten, wie ich bis dahin hormonell weiter verfahren soll (Abwarten, Cyclo Progynova, bioidentische Gels oder eventuell auch Leios?).

Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe! Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für die vielen hilfreichen Ratschläge!

 

Experte-Bohnet
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02.05.2018, 08:41 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die Werte sehen gar nicht schlecht aus. Das CP hat sich seit 50 J bewährt und wird auch zur Zyklusregulation eingesetzt; man kann es auch in den WJ verordnen. Sie könnten sich ggf. beim Hersteller bzw. bei der Krks. erkundigen; ich meine, es ist verordnungswürdig und wird bezahlt! Da Sie ja nicht in den WJ sind, dürfte der Gyn auch keine Cremes, Gels etc. verordnen. Aber da halte ich mich raus, da ich keine Kassenpraxis mehr habe!

Bin gespannt, was der Spezialist in HH herausfindet! Schönes Frühjahr!

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02.05.2018, 21:46 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet, 

vielen lieben Dank für Ihre Rückmeldung. Es ist wirklich toll, welche Arbeit Sie hier leisten! Wir Frauen können uns wirklich glücklich schätzen, dass es eine solche Plattform mit einem Experten wie Sie es sind, gibt. 

Es beruhigt mich zu hören, dass meine Werte nicht allzu schlecht sind. Würden Sie mir trotzdem empfehlen schon jetzt mit der Cyclo Progynova zu beginnen oder sollte ich noch abwarten? Es sind ja seit der letzten Pilleneinnahme erst 2 Monate vergangen. Ich mache mir etwas Sorgen, dass unter der Einnahme sich meine Verstopfung noch weiter verschlechtern könnte, da dies ja in den Nebenwirkungen des Präparates aufgeführt ist. 

Wie lange soll bzw. darf ich Cyclo Progynova denn einnehmen? Und falls ich das Präparat nicht vertragen sollte, kann man es dann vorzeitig absetzen oder geht dies nicht, da die ersten Tabletten ja nur Estradiol enthalten. 

Meine Gebärmutterschleimhaut hat sich in den vergangenen Wochen ohne Pille ja schon aufgebaut. Ist es trotzdem kein Problem mit CP anzufangen, obwohl zu Beginn der Einnahme ja nur Estradiol genommen wird?

Übre eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen! Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Frühjahr und alles erdenklich Gute!