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Dauerblutungen unter Gestagen-Einnahme

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

12.11.2017 | 09:46 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

empfehlen Sie bei einer starken Dauerblutung unter Gestagen-Einnahme eher eine Dosiserhöhung oder eine Pause? Was spricht dafür und was dagegen? Wie beruhigt sich die Situation schneller?

Seit 4 Monaten nehme ich wegen Endometriose und Adenomyosis uteri den Wirkstoff Dienogest (Visanne) ein. Die starke Blutung wie aus einer Wunde (das Blut ist tiefrot und ohne jegliche andere Bestandteile, nur pures Blut wie aus Blutgefäßen) hält nun schon einige Tage an. Ich hatte unter Visanne wegen nicht ausreichender Zyklusunterdrückung leider fast immer Schmierblutungen/Blutungen und auch starke Krämpfe, aber so extrem stark waren die Blutungen noch nie, es scheint immer schlimmer zu werden. Ich nehme bereits 3x2 Tabletten Cyklokapron und zusätzlich Styptysat. Wie kann ich diese Blutung stillen? Meine Frauenärztin war sich unsicher, ob es besser wäre zu erhöhen oder abzusetzen/eine Pause zu machen. Was ist Ihre Erfahrung/Einschätzung?

Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort und freundliche Grüße

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Experte-Bohnet
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13.11.2017, 00:30 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Im Grunde wäre eine Hormonanalyse notwendig. Aber ich würde das Präp mal einige Tage weglassen und kurzfristig während der Pause zur Blutabnahme, damit Östradiol, LH und FSH gemessen werden. Mit den Ergebnissen melden Sie sich gerne wieder.

Nehmen Sie die Pille zum Abendbrot?

Alter, Gewicht?

Evtl. kommt auch das Legen einer Hormonspirale (zus.) in Betracht!

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18.11.2017, 18:59 Uhr
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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich bin 43 Jahre alt, 170cm, 57kg. Mein AMH-Wert liegt seit über 3,5 Jahren bereits unter 0,1 (nahezu aufgehobene Fertilität), aber meine Eierstöcke arbeiten als hätten sie noch Kraft für 10 Jahre. Wegen meiner Endometriose wäre ich froh, meine Eierstöcke würden mal einen Gang runter schalten, aber das Gegenteil ist der Fall. Auch 3mg Dienogest (1,5 Visanne) scheinen nicht in der Lage, meine Eierstocksfunktion ausreichend zu unterdrücken (unter der Therapie vermehrte Endometriose-Schmerzen und bei Kontrollen immer wieder viel zu große Follikel(zysten), die viel zu viel Östradiol produzieren, außerdem Blutungen und Krämpfe - da geht es mir mit einem eigenen Zyklus unterm Strich deutlich besser).
Nach Absetzen der Visanne hat sich die Blutung schnell beruhigt und als ich zwei Tage später absolut schmerzfrei und blutungsfrei war, habe ich - wie von Ihnen angeregt - die Hormonwerte bestimmen lassen: Östradiol lag bei 88 ng/l und FSH war bei 7,2 U/l. Das LH wurde leider nicht bestimmt, aber meine eigenen Körperzeichen dazu genommen, sah alles so aus, als ob mein Körper längst einen neuen Zyklus gestartet und auf einen neuen Eisprung hingearbeitet hat. Oder sehen Sie noch etwas anderes in den Werten?

Ich bedanke mich sehr für Ihre Rückmeldung und wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende

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18.11.2017, 19:04 Uhr
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Ergänzung zu meinem Text: Ich habe die Visanne bereits zu verschiedenen Tageszeiten genommen (dann aber konsequent und sehr pünktlich, also nicht dauernd gewechselt). Aus Ihrer Antwort entnehme ich, dass es Vorteile haben könnte, das Dienogest zum Abendbrot zu nehmen? Was sind die Gründe? Danke für Ihre Rückmeldung.

Experte-Bohnet
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19.11.2017, 08:33 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die Werte sind so wie sie zu Beginn eines Zyklus sein sollten und ich würde meinen, dass Sie mit dem V sofort wieder beginnen sollten. AMH kann auch bei Vit D-Mangel erniedrigt sein!?

Wenn die Eierstöcke nicht zu Ruhe kommen, kann man eine sog. Down-Regulation vornehmen! Die Therapie hat sich bei Endometriose durchaus bewährt!

Experte-Bohnet
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19.11.2017, 08:35 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die "Eierstockshormone" sind fettlöslich und werden dann zu einer Mahlzeit besser und vollständiger aufgenommen als mit Wasser!

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06.12.2017, 14:12 Uhr
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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

vielen Dank für Ihren Rat mit der Downregulierung. Diese Option stand schon länger im Raum und demnächst werde ich wohl mit GNRH-Analoga (Enan…) starten.

Zur Sicherheit und damit ich weiß, wo ich überhaupt stehe, habe ich nun eine Knochendichtemessung machen lassen. Das Ergebnis ist leider nicht ganz das erhoffte nämlich Osteopenie.

Zum Datenblatt: Ich dachte, ich bekomme einfach 2 Zahlen (T-Wert und Z-Wert), aber auf dem Datenblatt stehen unzählige Werte. Die Wirbelsäule hat wohl schlechter abgeschnitten als linker und rechter Femur. Bei der Wirbelsäule bin ich sogar an der Grenze zur Osteoporose. Bei den Femuren hingegen bin ich eher an der Grenze zur Normalität. Aber wie gesagt liege ich bei allen drei Messungen in der Osteopenie.

Der schlechteste T-Wert bei der Wirbelsäule ist bei L4 und beträgt - 2,3 (der Z-Wert - 2,0).

Bei den Femuren gibt es immerhin auch Gesamtwerte: Rechter Femur: T-Wert -1,0 (und Z-Wert - 0,7) Linker Femur: T-Wert -1.1 (und Z-Wert - 0,8).

Zur besseren Lesbarkeit noch mal tabellarisch die T-Werte:

Rechter Femur: T-Wert -1,0
Linker Femur: T-Wert -1,1
Wirbelsäule L4: T-Wert: -2,3

Was sagen Sie zu den Werten? Wegen der Osteopenie würde ich gerne auf die GNRH-Therapie verzichten, aber der Leidensdruck wegen der Endo/Adeno ist leider auch sehr groß und ich setze diesbezüglich viel Hoffnung in die GNRH-Therapie.

Spricht der Befund aus Ihrer Sicht gegen die Therapie mit GNRH-Analoga? Unabhängig vom Ergebnis der Messung war die Therapie sowieso mit Add-Back (minimal Östradiol+Progesteron) geplant. Ich bin allerdings noch auf der Suche nach dem optimalen Östradiol-Bereich, in dem möglichst wenig Östradiol für die Endometriose, aber ausreichend Östradiol für die Knochendichte zur Verfügung steht.

In welchem Bereich sollten die Östradiol-Blutspiegel Ihrer Erfahrung nach während der Therapie ungefähr liegen, wenn man beiden Aspekten gerecht werden möchte?

Vielen Dank für Ihre Einschätzung und herzliche Grüße !

Experte-Bohnet
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07.12.2017, 06:47 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Die Osteopenie bzw. Osteoporose ist eine Entwicklung über Jahre! und Sie können gut dagegen etwas tun! Wichtig wäre regelm. Rückengymnastik, Muskelaufbau! Der Vit D-Spiegel sollte dauerhauft über 30 ng/ml liegen. Nach der Downregulation kann man Ö z.B. über eine Kombipflaster zurückbringen!- Letztlich ist eis eine Abwägung! Aber ich denke, dass die DR vertretbar ist!

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08.12.2017, 19:55 Uhr
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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bohnet,

vielen Dank für Ihre Antwort! Ich werde noch heute mit Rücken- und Krafttraining beginnen. Viel mehr kann ich leider auch nicht optimieren, weil im Grunde schon alles passt bei mir: Gesunder Lebensstil, gute (calciumreiche) Ernährung, Vitamin D über 30 ng/ml und sportlich sehr aktiv. Großen Spaß macht mir z.B. auch Aqua-Fitness gegen den Widerstand des Wassers. Insofern weiß ich gar nicht, was ich "falsch" gemacht habe, dass ich so schlechte Werte habe??

Jetzt hoffe ich wirklich, mir durch gezieltes Kraft/Rückentraining soviel Knochendichte wie möglich zu erhalten während der GNRH-Therapie. Und auch das Add-Back wird meinem Knochen ja etwas schützen.

Können Sie mir bitte noch meine Frage bezüglich des Östradiol-Wertes beantworten: Ich bin wie gesagt noch auf der Suche nach dem optimalen Östradiol-Bereich, in dem möglichst wenig Östradiol für die Endometriose, aber ausreichend Östradiol für die Knochendichte zur Verfügung steht. In welchem Bereich sollten die Östradiol-Blutspiegel  während der Therapie durchschnittlich liegen, wenn man beiden Aspekten gerecht werden möchte?
Oder anders ausgedrückt: Wie hoch sollte der Östradiol-Wert mindestens sein, damit der Knochen ausreichend versorgt ist? Und welcher Östradiol-Wert sollte möglichst nicht überschritten werden, damit die Endometriose nicht anspringt? Was wäre ein stimmiges therapeutisches Fenster, in dem sich die Östradiol-Blutspiegel ungefähr befinden sollten? Vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Advents-Wochenende und bedanke mich noch mal herzlich für Ihr großes Engagement hier. Schön, dass es Sie gibt! Alles Gute!