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100 mg Utrogest schon zuviel?

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

27.03.2012 | 10:13 Uhr

Sehr geehrter Dr. Bohnert,

zu mir: 40 Jahre, 165 m, 64 kg.
- Vor 9 Jahren Laparotomie wegen Endometriose Grad 4, mit Entfernung eines Eierstocks, anschließend 6 Monate GNRH Analoga, danach endoskopische Sanierungs-OP, seitdem durchgehend Dreimonatsspritze.
- Vor vier Jahren wegen Zwangserkranung 75 mg, später 37,5 mg Trevilor.
- Vor einem halben Jahr Trevilor in Absprache mit Neurologin abgesetzt. Daraufhin starke Stimmungsschwankungen, agitierte Depression (vorher nie gehabt). Trevilor nach drei Wochen wieder angesetzt (schlugen aber erst nach fast zwei Monaten wieder einigermaßen an), zunächst 75, inzwischen 150 mg. Klinikaufenthalte in der Zeit.
- Während der Depressionsphase teilweise starke Blutungen, Unterleibsschmerzen, Haarausfall, was sich dann aber durch Mönchspfeffer zurückbildete.
- Seit drei Monaten keine depressive Verstimmung mehr, jedoch starke Schweißausbrüche gegen Morgen, morgens Ängstlichkeit, Zittern, besonders in der Woche vor den leichten zyklischen Blutungen, die ich trotz Dreimonatsspritze noch habe.
- Seit einer Woche daraufhin 1 Kapsel Utrogest abends oral (da ich auch schon vor dem Absetzen der AD Anzeichen von Unruhe vor den Blutungstagen, nächtlichem Aufschrecken und Hitzewallungen hatte und somit von meiner FÄ an einen Progesteronmangel gedacht wurde).
- Die ersten Tage unter Utrogest starke Müdigkeit tagsüber, teilweise arge Kopfschmerzen.
- Gestern zum ersten Mal vormittags nicht müde, kaum Schweißausbrüche nachts. Hatte nachmittags einen Termin, auf den ich mich die Tage davor sehr gefreut hatte. Stellte ab mittags jedoch eine mentale Unsicherheit fest, wie ich sie aus der depressiven Zeit kenne. Auf dem Weg zum eigentlich herbeigesehnten Termin dumpfes inneres Gefühl (empfand kaum Freude). Dort angekommen fast so ausgeprägte Gefühlslosigkeit, fast Apathie, wie ich sie aus depressiver Phase kenne und innere Anspannung. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren, um mich abzulenken, fühlte mich jedoch körperlich blockiert und sehr schlapp. Riet mir selbst, Ruhe zu bewahren, da Gegenangehen das meist ja nur verschlimmert. Nach ca. einer Stunde leichte Besserung. Im weiteren Tagesverlauf normalisierte sich die Stimmung, jedoch war ich zum Abend hin extrem müde und hatte Herzklopfen.

Das irritiert mich jetzt sehr, denn in eine Depression zurückzufallen wäre fatal! Kann es sein, dass die eingenommene Dosis Progesteron für mich schon zu hoch ist? (ich reagiere schon auf kleine Medikamentendosen sehr empfindlich und brauche oft weniger als andere) Oder ist das eine normale Einstellungsphase, in der sich Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen etc. noch mal stärker einstellen können? Wäre eventuell eine andere Applikationsform für mich geeigneter (Creme, vaginale Einnahme etc.)

Mit freundlichen Grüßen

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27.03.2012, 12:16 Uhr
Antwort

Hallo Merlin, häufige Nebenwirkungen von Trevilor sind Schweißausbrüche, Zittern, Kopfschmerzen, Herzrasen, Angst und vieles mehr. Deine Neurologin hat es abgesetzt und was hat sie dir als Alternative angeboten? Sanfte Methoden? Psychotherapie, Rosenwurz..? Es gibt viele Foren für Zwangserkrankungen und Depression, hast du dich da noch nie beraten lassen? „agitierte Depression“ schreibst du, hattest du gesteigerten Bewegungs- oder Aktivitätsdrang? Das ist mit ADHS verwandt. Zu wenig Progesteron, zu viel Insulin zu viel Adrenalin....
Trevilor, Dreimonatsspritze....und was du sonst noch alles schluckst, bringt alles die Hormone durcheinander. Es gibt viele Frauen, die Utrogest nicht oral nehmen wollen, weil es die Leber belastet, müde macht. Wenn du 100 mg nimmst, dann kommen laut Hersteller oral nur 10 Prozent an. Im Ausland schluckt das niemand. Dass die Dosis für dich zu hoch war, kann ich mir nicht denken – was für dich genau richtig ist, erkennt man am besten an einem Speicheltest. Kann sein, dass dir außer Progesteron auch noch andere Hormone fehlen. Such dir einen Arzt, der sich mit sanften, natürlichen Therapien auskennt. Es gibt heutzutage Psychiater, die nicht mal bei Schizophrenie Psychopharmaka einsetzen. Deine körperlichen und psychischen Probleme müssen auf ganz anderen Wegen angegangen werden. Das natürliche Progesteron ist ein sehr wichtiger Baustein, aber du brauchst noch viele andere. LG

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27.03.2012, 14:12 Uhr
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Hallo Sophie
danke erstmal für die Antwort.
Ja, ich hatte in der Depression einen sehr hohen Bewegungsdrang, konnte über mehrere Monate kaum schlafen.
Das Trevilor habe ich vier Jahre lang quasi ohne Nebenwirkungen genommen. Erst einige Monate vor dem Absetzen wurde ich regelmäßig vor den Blutungen unruhig etc., was auf hormonelle Probleme schließen ließ. Die Dreimonatsspritze bekomme ich wegen der sehr ausgeprägten Endometriose und habe seitdem kaum Probleme damit (vor der Gabe der Dreimonatsspritze bin ich einmal im Monat kollabiert und hatte ein sehr ausgeprägtes PMS).Hatte sie mal zwischendurch abgesetzt, weil mir das auch zuviel künstliches Hormon war, aber da ging es mir SEHR schlecht (Schmerzen, Reizdarm etc.), also habe ich sie mir wieder geben lassen. Hoffe allerdings, dass ich sie, wenn ich das Utrogest vertragen sollte, irgendwann einmal weglassen kann.
Oh ja, über Depressionen bin ich sehr gut informiert. Zum einen habe ich selber einmal in der Psychiatrie gearbeitet (und bin absolut kein Verfechter von starken Medikamenten, sondern eher jemand, der das Problem an der Wurzel anpacken möchte!!!), zum anderen in den letzten Monaten neben den Klinikaufenthalten (wo es auch Infos gab) sehr viel im Internet recherchiert (vermutlich schon zuviel). Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich sofort vom Trevilor weg. Da Du ja scheinbar recht gut informiert bist, wirst Du aber wissen, dass man es sehr, sehr langsam, über Monate oder sogar Jahre (bei meiner Dosierung) ausschleichen muss, weil ansonsten nämlich genau das passieren kann, was mir passiert ist. Meine damalige Neurologin (die darüber nicht informiert war, bzw. 35,7 als eh schon niedrigste Dosis angeführt hat) hatte mir quasi als Ersatz Johanniskraut gegeben, was total kontraproduktiv war, direkt nach dem Absetzen. So, was mache ich jetzt? Ich habe mehrere Therapien wegen der Zwänge und auch der Depression hinter mir (und kenne die Hintergründe und Auslöser), ja, und ich werde, wenn mein angestrebter Psychologe endlich einen Platz frei hat, auch noch eine anschließen, um zu lernen, diese üblen vergangenen Monate zu verarbeiten und mit Stimmungsschwankungen und Co. umzugehen.

Viele Grüße,
Merlin

Experte-Bohnet
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27.03.2012, 18:53 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das Psychopharmakon dürfte mit der 3-Monats-S. interferieren. Sie wirkt nicht ausreichend lang. Etwa 3 Wo nach der Gabe wäre LH, FSH, E2, SHBG, DHEA-S sowie die SD-Werte TSH, fT4, MAK zu kontrollieren. Mit diesen Werten sollten Sie sich wieder melden. Die Einnahme einer Prog. Kaps bringt nichts.
Unbedingt sollten Vit D und die Knochendichte gemessen sein!
Ich denke, dass Sie durchaus 2 x wö ein Estrogen-Scheidenz. anwenden können.

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27.03.2012, 19:12 Uhr
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Vielen Dank für die Antwort,

meinen Sie drei Wochen nach der nächsten Gabe der Dreimonatsspritze? Denn das Antidepressivum nehme ich ja jetzt schon wieder seit einigen Monaten.

MfG, Merlin

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28.03.2012, 08:20 Uhr
Kommentar von Experte-Bohnet

Ich habe mich da falsch ausgedrückt. Etwa 3-4 Wo vor der erneuten Gabe, d.h. 8-9 Wo nach der ersten Gabe.