Sehr geehrter Prof.Bohnet,
ich verfolge schon länger Ihren Expertenrat und habe das Gefühl, dass Sie hier immer top Ratschläge geben. In letzter Zeit waren für mich auch einige interessante Themen dabei, da ich leider auch eines von den PCO-Mädels bin. Habe also fleißig mitgelesen und viel von Ihnen gelernt.
Leider bin ich aber ein Spezialfall, da bei mir zwei verschiedene "medizinische Probleme" aufeinandertreffen, die für sich jeweils super behandelt werden könnten, allerdings die Medikamente nicht zusammenpassen. Es wäre ganz super, wenn Sie mir da etwas helfen könnten.
Da ich aktuell NOCH keinen Kinderwunsch habe (bin erst 24), schlägt mein Frauenarzt vor, das PCO-Syndrom mit einer antiandrogenen Pille zu behandeln. Diese nehme ich gerade im ersten Einnahmezyklus (heute 7.Pille).
Das zweite Problem ist allerdings, dass ich aufgrund verschiedener familiärer Probleme (Krankheiten, Sterbefälle) seit Anfang des Jahres eine leichte Depression habe. Diese wird jetzt medizinisch behandelt. Aus anderen Beiträgen von Ihnen habe ich entnommen, dass sie von Johanniskraut nicht so viel halten (verbessern Sie mich, wenn ich falsch liege). Ich kann nur sagen, meine Hausärztin hat es mir empfohlen/verschrieben, ich nehme seitdem Laif 900 und es geht mir deutlich besser (ich nehme es seit 7 Wochen). Wie dem auch sei, ich wollte es nun eigentlich absetzen, meine Hausärztin empfahl mir heute allerdings, es - aufgrund dessen, dass es mir hilft (und sei es der Placebo-Effekt, was ja auch egal wäre) - bis zum Sommer weiter zu nehmen um mich zu stabilisieren/einen Rückfall zu vermeiden, da ich auch leistungsfähig sein muss. Somit könnte ich auch echte Antidepressiva umgehen. Sie meint auch, man würde mir ansehen, dass das Johanniskraut bei mir ein Erfolg ist.
Letzte Woche sprach ich mit der Apothekerin, ob ich Laif und Pille kurze Zeit zusammen nehmen kann. Sie meinte, mit zusätzlicher Verhütung ja, die Hormone würden zwar schneller verstoffwechselt werden, aber da meine Pille sowieso höher dosiert ist (0,035mg Östrogene), sollte es für eine Zeit lang gehen. Meine Hausärztin meinte dasselbe, meinen Frauenarzt sehe ich erst in zwei Wochen wieder, um ihn zu fragen.
Jetzt sollte ich Ihnen vielleicht noch kurz sagen, was ich mir erhoffe: Ich möchte natürlich psychisch wieder stabil werden, also das Laif eigentlich weiter nehmen. Ich brauche aber auch eine sichere Verhütung, da ich einen Partner habe und Kondom alleine zwar ok ist, Pille aber eben sicherer. Dann kommt noch dazu, dass ich trotz seltener Regel immer starke Schmerzen habe und alleine deshalb schon gerne wieder die Pille nehmen würde (vor einigen Jahren war das die besten Therapie dagegen). Ich möchte auch gerne einen ausgeglichenen Hormonhaushalt und alles dafür tun, in ein paar Jahren (vielleicht sogar von selbst?) schwanger zu werden. Mein Frauenarzt meinte das letzte Mal, ich sollte die Pille auch ohne Partner momentan nehmen, da sie alleine für das PCO-Syndrom schon nötig ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Zugegeben, ich will einen leicht eckigen Kreis, das weiß ich. Können Sie mir einen Ratschlag geben? Sollte ich vielleicht tatsächlich beides zusammen nehmen (einige Monate) und zusätzlich verhüten? Momentan nehme ich seit sechs Tagen beides zusammen (wie gesagt, Ratschlag Apotheker). Um den Hormonhaushalt auszugleichen, müssten doch noch genügend Hormone wirken???!!!! Meine Hausärztin meinte auch, die Wirkung der Pille sei deshalb nicht aufgehoben, nur etwas reduziert (daher zur Sicherheit zusätzlich verhüten), aber für einen hormonellen Ausgleich sollte es noch reichen (bei 0,035mg Östrogenen). Das wäre mir eigentlich schon das Wichtigste. Oder ist es gar nicht nötig, den Hormonhaushalt bei PCO auszugleichen? Ich möchte psychisch stabil, hormonell ausgeglichen sein (gute Ausgangsbedingungen für Kinder schaffen) und weniger Regelschmerzen haben.
Bin Ihnen um jede Idee dankbar und entschuldige mich für meine lange Schilderung.
Freundliche Grüße!
Wechselwirkung Medikamente
Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage an Experte-Bohnet
Antwort von Experte-Bohnet
Vielen Dank für Ihre freundliche Worte!
Ja, solche Ereignisse können einen ganz heftig aus der Bahn bringen. Das Gute ist, dass Sie sich Hilfe holen. Insofern denke ich, dass Sie u.a. die Trauerarbeit bald erfolgreich beenden können.
Ich denke, Sie könnten tats. die bd. "Pillen" einnehmen. Wichtig ist, dass Sie die "richtige" Pille immer zu einer Mahlzeit einnehmen.
Wenn Sie dann der Termin bei Ihrem FA haben, lassen Sie sich doch Blut abnehmen; es sollte LH, FSH, und E2 bestimmt werden. Dann sieht man, ob die Heranreifung von Eibläschen zuverlässig unterdrückt wird. Mit den Ergebnissen können Sie sich gerne wieder melden.
Erst mal alles Gute!
PS wie ist Ihr Gewicht? Größe?
Kommentar
Sehr geehrter Prof.Bohnet,
danke für Ihre genaue Erklärung und die aufbauenden Worte! Hat mich richtig gefreut!
Wie wahrscheinlich die meisten habe auch ich versucht, zuerst selbst aus dem "Loch" herauszukommen, doch irgendwann kommt man doch an einen Punkt, wo man sich fragt, warum man sich quälen soll, wenn andere einem helfen können und es war bzw. ist gut so.
Ich bin 1.62m klein, wog bis vor der Depression 65kg, habe durch die Depression kaum noch Appetit gehabt, dadurch stark abgenommen und wiege seitdem 56kg, was ich bislang auch gehalten habe (der einzig positive Effekt davon).
Ihr Ratschlag klingt - wie Ihre anderen im Forum auch immer - sehr gut. Habe das bislang ja auch so gemacht, traue mich aber eben nicht ohne Kondom. Nehme das Johanniskraut nach dem Frühstück und die Pille nach dem Abendessen (das habe ich z.B. aus Ihren Nachrichten gelernt). Werde meinen FA mal fragen, ob er da Blut dafür abnehmen würde, weiß nicht, ob das dann die Kasse zahlt?! Muss das dann an einem bestimmten Zyklustag gemacht werden?
Und noch eine Frage: Wie gesagt, ich bin bisher erst im ersten Einnahmezyklus (heute 8.Pille). Soweit ich weiß, ist es ja durchaus normal, dass sich da einiges erst regulieren muss und manchmal noch Schmierblutungen auftreten können. Bei mir ist es so, dass die Periode aufgehört hatte, dann war ein Tag "Pause", am nächsten Abend kam dann nochmals eine heftige aber sehr kurze Blutung (entschuldigen Sie die detaillierte Beschreibung... etwa 2 Stunden lang, dafür aber ein Super-Tampon voll), dann wieder ein Tag gar nichts und jetzt schmiert es so ganz leicht vor sich hin (aber wirklich nur ganz leicht). Habe jetzt etwas Bedenken, dass das vielleicht doch durch die Mischung Pille/Johanniskraut entsteht oder darf das im ersten Einnahmezyklus mal sein?
Schönes Wochenende!
Viele Grüße!
Antwort von Experte-Bohnet
Natürlich zahlt die Kasse das!
Machen Sie 4 Tage Pause, damit sich die Schleimhaut "beruhigt" und beginnen von neuem mit der Pille, wie gesagt zum oder zwischen dem Essen!
Kommentar
Hallo Herr Prof.Bohnet!
Gut, dann werde ich meinen FA in zwei Wochen, wenn ich sowieso dort bin, fragen, was er davon hält, LH, FSH und E2 zu bestimmen und nachzusehen, ob nun ein Eibläschen gereift ist oder nicht. Wobei ich das tatsächlich für sehr unwahrscheinlich halte, alleine schon durch das PCO. Ich hatte beim letzten Ultraschall jede Menge kleiner Eibläschen in den Eierstöcken, wie sie eben typisch fürs PCO sind, also reifen die ja scheinbar leider sowieso nicht.
Ihren Rat zwecks 4 Tage Pillenpause habe ich vor zu befolgen, werde es dann aber erst heute Abend entscheiden, da es mittlerweile wirklich fast komplett aufgehört hat zu schmieren. Ich warte mal den heutigen Tag noch ab.
Noch zwei kurze Fragen:
An welchem Zyklustag sollte man dann LH, FSH, E2 bestimmen???? Wahrscheinlich in der 2. Zyklushälfte?
Zweite Frage: Selbst wenn die Pille jetzt nicht 100% für die Verhütung reichen sollte durch das Johanniskraut, sollte es dann zumindest reichen um gegen die Hyperandrogenämie zu wirken, da sie ja sowieso höher dosiert ist (0,035mg Östrogene, wobei das Laif 900 ja auch hochdosiert ist)???
Ob sie erfolgreich gegen die Regelschmerzen ist, das werde ich ja selbst merken.
Viele Grüße und danke für Ihre super Hilfe! Hat mir echt schon sehr sehr viel gebracht, da ich schon glaube, dass Sie ziemlich viel Ahnung auf Ihrem Gebiet haben. Bin jetzt richtig happy, danke.
Kommentar
Würde Ihnen gerne kurz noch einen Link zu einem sehr kurzen aber prägnanten Online-Artikel schicken, den ich zu dieser Problematik gefunden habe. Vielleicht interessiert er sie ja (oder Sie kennen ihn schon):
http://www.gesundheit.com/gc_detail_20_gc13070904.html
Falls Sie ihn gelesen haben: Was halten Sie denn davon?
Antwort von Experte-Bohnet
Letztlich geht es auch um eine Absicherung Ihrer selbst.
Wenn die Hormone niedrig sind, können Sie nicht schwanger werden und die Zystchen dürften nach und nach verschwinden.
Antwort von Experte-Bohnet
Woher sollen den Schmierblutungen kommen, wenn nicht durch Hormonveränderungen. Bei einzelnen Frauen ist das eben so. In einer Studie kann dann bei vielen Teilnehmerinnen keine "signifikante" Veränderung beobachtet werden!
Der Artikel ist Teil einer Reklame!
Kommentar
Hallo Prof.Bohnet,
dasselbe habe ich mir beim Lesen des Artikels leider auch gedacht. Schmierblutungen aber keine Hormonveränderungen??? Quatsch... Die nächste Frage wäre eigentlich, ob eine Studie, die aus 18 gesunden Frauen besteht, wirklich so repräsentativ ist. Braucht es dazu nicht eigentlich ein paar mehr???!!! Sicherlich kann man dem entnehmen, dass es wohl tatsächlich nicht bei allen Frauen zu einem Wirksamkeitsverlust der Pille kommt, eine Garantie ist es aber wohl doch nicht. Letztendlich kann es den Naturmedizinern ja auch egal sein, ist ja dann mein Problem, wenn ich schwanger bin.
Wobei ich es schon interessant finde, dass hier die Mediziner so verschiedener Meinung sind, es sagt tatsächlich jeder etwas anders. Die Apothekerin sagt "verhüten Sie zusätzlich", die Hausärztin auch, ein anderer Arzt hat mir diesen Artikel gegeben (den habe ich nicht selbst ausgegraben).
Jetzt kann ich natürlich wie Sie vorgeschlagen haben, von meinem FA bestimmen lassen, ob jetzt ein Eisprung stattgefunden hat oder nicht, das garantiert mir aber ja (verbessern Sie mich bitte, wenn ich falsch liege) auch nicht, dass nicht wegen des PCO-Syndroms einfach sowieso keiner stattgefunden hat und im nächsten Zyklus aber vielleicht schon, weil ihn die Pille eben doch nicht 100% verhindert. Als Referendarin wäre ein Kind gerade wirklich mehr als ungünstig....
Ich fasse noch einmal zusammen: Ich nehme jetzt einfach Laif 900 und Pille zusammen bis zum Sommer, werde beim FA zwecks Bestimmung ob Eisprung verhindert wurde nachfragen, aber wohl leider trotzdem zusätzlich verhüten müssen.
Eine Frage hätte ich noch: Die Schmierblutung hat jetzt tatsächlich wieder aufgehört, habe jetzt deshalb mit der Pille doch mal weiter gemacht. Wenn das jetzt durch das Johanniskraut öfter vorkommen sollte, was ja leider durchaus sein kann, ist das dann in dem Sinne auch "gesundheitlich schlecht" oder einfach nur nervig? Wäre das so schlecht, dass ich die beiden Medikamente wirklich auf keinen Fall mehr zusammen nehmen sollte oder ist das egal, so lange es mich nicht "verrückt" macht?
Vielen Dank für Ihr Engagement. Finde es toll, dass Sie sogar den Artikel gelesen haben, was ja nun wirklich nicht Ihre Aufgabe ist! Sie sind echt super, danke.