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Über-/Unterdosierung Estreva-Gel/Famenita

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

31.07.2021 | 18:37 Uhr

Sehr geehrter Herr Professor Bohnet!

Ich bin 48 Jahre alt und habe seit längerer Zeit immer wieder hormonelle Beschwerden. Bereits mit 28 hatte ich in einer Hormondiagnostik laut meines damaligen Gynäkologen einen "Östrogenwert wie eine 70-jährige". Der Wert liegt mir leider nicht vor. Zum Glück wurde ich mit 33 Jahren ganz normal schwanger. Nie ging es mir so gut, wie in der Schwangerschaft! Leider begann quasi nach der Entbindung mein "Hormonproblem" von vorne. Ich habe wieder die Pille genommen und dann gab es auch Phasen, in den ich mich gut gefühlt habe. Nun habe ich seit ca. 2 Jahren wieder massive Beschwerden, die nun den Wechseljahren zugeschrieben werden. Vor allem starker Nachtschweiß, Schwindel, andauernde Kopfschmerzen und Übelkeit belasten mich, manchmal kommen Wassereinlagerungen hinzu.  Ich begann mit Lafamme 1/10, die ich zunächst gut vertrug und womit es mir gut ging.  Im Laufe der Zeit von ca. drei Monaten bekam ich unter der Therapie Übelkeit,  Bauchschmerzen und depressive Verstimmungen. Mein jetziger Gynäkolige meinte, dass ich aufrund meines Alters sowieso besser auf Estreva Gel und Famenita umsteigen solle. Von dem Gel sollte ich einen Hub abends und zyklisch eine Kapsel Famenita 200 abends nehmen. Leider vertrage ich dies so auch nicht. Ich bekomme Verstopfung, Blähungen und Wassereinlagerungen. Somit soll ich es nun mit Estreva 1 Hub und kontinuierlich Famenita 100 versuchen. Ich mag dies gar nicht mehr ausprobieren. Ich habe nun erst einmal alles abgesetzt, da ich Sorge habe, dass ich auch diese Kombination nicht vertrage. Natürlich habe ich jetzt sämtliche o.g. Beschwerden zurückbekommen. Ich fühle mich nicht leistungs- und arbeitsfähig und erkenne mich selbst fast nicht wieder. Leider bestimmt mein jetziger Gynäkologe keine Hormonwerte. Er meint, diese wären nicht hilfreich, da die Werte ständig schwanken. Ich habe jedoch die Meinung, dass die Hormontherapie anhand der Blutwerte abgestimmt werden sollte. Sonst weiß ich doch nicht, ob ich zu viel oder zu wenig des einen oder anderen Hormons zu mir nehme. Mein Arzt und auch seine Kollegin in der Gemeinschaftspraxis sehen das nicht so. Ich soll so lange experimentieren, bis ich mich gut fühle oder versuchen, ohne HET auszukommen. Offensichtlich klappt das so bei mir aber nicht. Ich würde ja auch den Arzt wechseln oder mir eine zweite Meinung holen, aber alle Gynäkologen in erreichbarer Entfernung haben erst in einem halben Jahr freie Kapazitäten. 

Ich bin 48, 170 cm groß und wiege 57 kg. Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion, die mit L-Thyrox 100 gut eingestellt ist. Außerdem habe ich ein Asthma bronchiale, das ich mit Ventolair 100 gut im Griff habe. Mein Mitralklappenprolaps und -insuffinzienz Grad 1 muss nicht medikamentös behandelt werden. Ich habe einen niedrigen Blutdruck (90/60), ernähre mich gesund, rauche nicht und mache Sport. Sämtliche Blutentnahmen und Check-ups bei meinem Hausarzt waren immer ohne Auffälligkeiten. 

Wie schätzen Sie die Problematik ein? Sollte Blut entnommen werden, um den Hormonstatus festzustellen oder ist die Vorgehensweise meiner gynäkologischen Praxis üblich? Was raten Sie mir?

Über Ihre Einschätzung würde ich mich sehr freuen!

 

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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01.08.2021, 07:59 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

In Ihrer Altersgruppe könnte noch eine sog. Restaktivität der Eierstöcke vorliegen, was zu einem Auf und Ab der Hormone einhergeht; so mag es dann auch  mit dem Befinden sein. Dies kann erfahrungsgemäß noch bis 53 so gehen. Ja, leider gibt es Frauen, welche die Einnahme des körpereigenen Progesteron nicht gut vertragen; alternativ kann die Kapsel in die Scheide eingelegt werden. Sie verhindert, dass die GBM-Schleimhaut "wuchert". Elegant ist, und das hat sich sehr bewährt, eine sog. Hormonspirale zu legen, welche mehr als 5 Jahre verhindert, dass Blutungen auftreten, weil die GBM-SH "unterdrückt" wird. Dann könnten Sie immer bei Bedarf abends vor dem Schlafengehen einen Hub Gel auftragen.

 

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01.08.2021, 09:46 Uhr
Kommentar

Lieber Herr Bohnet!
Vielen Dank für die schnelle Antwort! 

Famenita hat vaginal bei mir die gleichen Nebenwirkungen wie bei oraler Einnahme.  Leider kann bei mir aufgrund einer Endometriumablation keine Spirale gelegt werden. Ansonsten wäre das sicher eine gute Lösung für mich. 
Gibt es Alternativen, wie z.B. ein Implantat mit dem selben Wirkstoff? 

 

Experte-Bohnet
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02.08.2021, 07:44 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Das Implanon hat ja eine systemische Wirkung; dann könnten Sie gleich eine sog. Mikropille schlucken.

Blutungen dürften ja keine mehr auftreten, sodass Sie bei Bedarf etwas Ö-Gel jederzeit anwenden könnten!?

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02.08.2021, 14:10 Uhr
Kommentar

Das werde ich ausprobieren.Vielen Dank nochmals! 

Experte-Bohnet
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03.08.2021, 07:33 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ich denke, dass das körpereigene Östradiol schon wirken wird! Viel Erfolg!