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Lokaler Östrogenmangel??? Risse und Wundheit im Genitalbereich

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

22.06.2016 | 19:00 Uhr
Sehr geehrter Herr Dr. Bohnet, 
 
Sie beraten so liebenswürdig, so dass ich mir ein Herz fasse und mich an Sie wende.
 
Ich (45 Jahre) leide seit langer Zeit unter mangelnder Elastizität des Genitalbereichs. Es kommt beim Eindringen meines Mannes zu Rissen im Scheideneingang und Richtung Damm, zu Wundheit an der Vulva und im Scheideneingang etc. Ebenso reagiert die irritierte Haut der Vulva und des Scheideneingangs nach GV auch mit Jucken (keine Infektion! keine Allergiestoffe!). Grundsätzlich ist die Scheide seit Jahren staubtrocken. 
 
Mein Hormonhaushalt gilt als in Ordnung, da der Zyklus regelmässig ist. Ursachenforschung mehrfach mit Biopsien. Diagnosen: Leichte chronische Entzündungszeichen unklarer Genese. Optisch ist alles fein. 
 
Man will es mit einer lokalen Östrogenisierung versuchen - aber ich vertrage die Therapie nicht und muss immer sofort abbrechen. Die Mittel verursachen bei mir ganz UNERTRÄGLICHES Jucken und Entzündungen mit Läsionen der Vulva. 14 Tage muss ich dann arg leiden - von nur einer Applikation! Das habe ich mehrmals erlebt. Die Ärzte wissen nicht weiter - auch nicht die Hautärzte. 
 
Alle Pflegemassnahmen (Deumavan etc. etc.) und auch hormonfreie Mittel haben NICHT geholfen - oft haben sie auch Allergien hervorgerufen und nicht wirklich geholfen. 
 
Meine Eckdaten: 
- 45 Jahre
- gesund
- leichtes Übergewicht
- absolut regelmässiger 28-Tage-Zyklus
- zwei kleine Myome
- starke Menstruationsbeschwerden, PMS, böse Krämpfe etc. 
- saniertes carcinoma in situ (Konisation) vor ca. 8 Jahren, bislang alles o.k.
- vor ca. 4 Jahren Sterilisation (Technik: je mit Entfernung eines kl. Stücks vom Eileiter), ich wich auf diese Art Verhütungsmethode aus, da ich laut Endocrinologicum keine systemischen Eingriffe in den Hormonhaushalt vertrage (ich bildete schon mit 30 Jahren unter der Pille lokalen Östrogenmangel aus und schlimme chronische Pilzinfektionen - es hat Jahre gedauert bis ich einen Gynäkologen fand, der das aufdeckte)
- starke Haut-Allergien im Anogenitalbereich durch jahrelange exzessive lokale Antipilz-Therapien  (auf Salben und Wirkstoffe u.v.m.; ich muss alle Cremes und Ovula hypoallergen bei der Apotheke herstellen lassen - so kann ich die Präparate für mich einigermassen verträglich nachbauen lassen)
 
Ich möchte gerne einen weiteren Versuch der lokalen Östrogenisierung wagen und das Gespräch mit der Gynäkologin diesbez. suchen. 
 
Meine Fragen an Sie: 
1. Gibt es einen Unterschied in der Effektivität von lokal verabreichten EsTRIol (wirkt kaum/ nicht systemisch) und EsTRAdiol (wirkt systemisch). Haben beide die selbe Wirkung auf die Haut und das tiefere Gewebe des Genitalbereichs - oder ist einer der beiden Wirkstoffe überlegen?
 
Hintergrund meiner Frage: Bei Estriol wird immer von Haut-Hormon gesprochen. Aber meine Probleme sind nicht nur an der oberflächlichen Haut der Vulva und an der Schleimhaut. Die mangelnde Elastizität sitzt auch im tieferen Gewebe. Es ist wie wenn ich zerreiße beim GV, trotz aller Behutsamkeit meines Mannes und trotz meiner Bereitschaft. Die Dehnung tut richtig ordentlich weh. Die Gynäkologen sagen selbst, das bei mir das Gewebe total hart ist, wie Narbengewebe. Besonders Richtung Damm. 
 
2. Darf ich trotz meiner Myome eine lokale Therapie mit EsTRAdiol machen? Oder riskiere ich einen Wachstumsschub der Myome?
 
3. Wie wäre ein Behandlungsschema für einen langjährig bestehenden lokalen Östrogenmangel? Ich lese oft "3 Wochen jeden Tag ein Ovulum - dann zwei bis drei Mal wöchentlich als Erhaltungstherapie". 
 
4. Welche Stärke der Lokaltherapie mit Östrogen empfehlen Sie mir? Sie können mir auch ein Präparat nennen, dann kann ich mir die Dosierung selbst raussuchen. 
 
5.  Macht es Sinn, mit niedrigerer Östrogen-Konzentration anzufangen und dann auf die Zieldosis zu steigern - könnte das eine Adaption des Gewebes leisten und Reizungen reduzieren?
 
Für Ihren Rat bin ich Ihnen sehr verbunden.  
 
Viele Grüße und ich danke Ihnen vorab
 
Alice

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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23.06.2016, 08:03 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Auf jeden Fall dürften Sie vom Alter her in den WJ sein und laufen Zykeln mit untersch. Qualität ab. Nach heutiger Auffassung wird die "frühe" Anwendung von Hormonen geraten und nicht erst dann, wenn große Beschwerden auftreten! Vielleicht sollte man aufgrund der fehlenden Elastizität Ihres Gewebes das in Erwägung ziehen.

Bei Ihren Beschwerden ist es in der Tat sinnvoll, lokal Östrogene an zu wenden. Sie könnten mal in der Apotheke nachfragen, weil man dort die Möglichkeit hat, Zusatzstoffe zu identifizieren, welche möglicherweise eine allergische Reaktion o.ä. auslösen. Auch gibt es rein pflanzliche Gels ohne irgendwelche Zusatzst.

Myome wachsen in Ihrer Altersgruppe praktisch nicht mehr! Man sollte Ö-Scheidenz. mindestens 2 x pro Wo abends einführen. Einen Hauch Ö-Creme immer evtl. nach dem Waschen auftragen.

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23.06.2016, 10:21 Uhr
Kommentar
Guten Morgen Herr Dr. Bohnet, 
 
vielen Dank für Ihre rasche Reaktion. Soweit habe ich alles verstanden.
 
Ich darf meine ursprüngliche Kernfrage nach dem Östrogen-Wirkstoff jedoch nochmals stellen, da sie leider unbeantwortet geblieben ist. 
 
-  Gibt es einen Unterschied in der Effektivität von lokal verabreichten EsTRIol (wirkt kaum/ nicht systemisch) und EsTRAdiol (wirkt systemisch). Haben beide die selbe Wirkung auf die Haut und das tiefere Gewebe des Genitalbereichs - oder ist einer der beiden Wirkstoffe überlegen?
 
Es gibt ja unterschiedliche Östrogen-Produkte zur lokalen Anwendung. Z.B. Ovestin Creme hat EsTRIol, Linoladiol hat EsTRAdiol. Es scheint so, dass es einen Unterschied in der Wirkweise gibt. Diesen würde ich gerne verstehen, um für mich den richtigen, effektivsten Wirkstoff anzustreben. 
 
Für Ihre Mühe danke ich vorab. 
Viele Grüße
 
Alice

23.06.2016 10:34 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Bohnet
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24.06.2016, 07:29 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Estriol wird nur vom Mutterkuchen in der SS gebildet; also ist es nicht  d a s  Östrogen! Östradiol ist demnach das Richtige bei einer nicht ss Frau und ist auch stärker!

Alles klar?

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24.06.2016, 08:57 Uhr
Kommentar

Guten Morgen Herr Dr. Bohnet, 

ja, vielen Dank - alles klar. Ich werde also eine lokale ÖsTRAdiol-Therapie mit meiner Gynäkologin besprechen. 

Viele Grüße

Alice

Experte-Bohnet
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25.06.2016, 06:17 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Ja, machen Sie das! Viel Erfolg!