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Haarausfall bei Wechsel von Neo-Eunomin zu Climen

Kategorie: Hormontherapie-wechseljahre.de » Expertenrat Hormontherapie | Expertenfrage

10.11.2020 | 14:17 Uhr
Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,
 
ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir in folgender, für mich sehr wichtiger Angelegenheit helfen könnten. Ich benötige dringend eine zweite Meinung bzw. Empfehlung.
 
Ich (173 cm, 83 kg, 50 Jahre) leide seit ca. 20 Jahren an hormonell bedingtem Haarausfall. Dagegen nehme ich ebenfalls seit 20 Jahren die Pille Neo-Eunomin mit antiandrogener Wirkung,
die ich über den ganzen Zeitraum sehr gut vertragen habe und die seinerzeit auch den Haarausfall gestoppt hat (als einziges Mittel).
 
Aktuell ist der Haarausfall absolut stabil, ich möchte deshalb eigentlich auch keine Hormonumstellung. Die Phasen des Haarausfalls und Haarverlustes haben mich damals extrem stark belastet, ich möchte mich diesem psychischen Druck nicht erneut aussetzen.
 
Zu erwähnen wäre noch, daß ich auf Unterbrechungen der Einnahme von Neo-Eunomin sehr schnell (nach ca. 1 Woche) mit erneutem Haarausfall reagiere, ich habe hierzu Erfahrungswerte.
 
Ich bin mit 50 Jahren vermutlich in den Wechseljahren, habe bislang aber keine der bekannten Wechseljahresbeschwerden, vielleicht werden diese durch die Pille aber auch nur unterdrückt.
Ich habe nach wie vor monatlich in der Einnahmepause eine leichte Blutung.
 
Meine Frauenärztin möchte mich nun zu einem Absetzen von Neu-Eunomin und zu einem Wechsel auf ein HET-Präparat bewegen (Climen). Dafür gibt es mehrere Gründe:
 
Offenbar steigt mit zunehmendem Alter die Thrombose-Gefahr.
Zweitens tendiere ich seit einiger Zeit zu Bluthochdruck, nehme aber im Moment noch keine Medikamente dagegen. Ich arbeite daran, abzunehmen und meine Fitness zu verbessern.
(Durchschnittswerte einer Langzeitblutdruckmessung: SYS 146,9, DIA 85,6). Außerdem sind die Cholesterin-Werte erhöht (LDL-Cholesterin 177, Cholesterin 289).
Grundsätzlich würde ich dem folgen, möchte aber in jedem Fall (!) Risiken für einen erneuten Haarausfall vermeiden.
 
Meine Bedenken beim Wechsel von Neo-Eunomin zu Climen sind wie folgt:
Neo-Eunomin enthält den antiandrogenen Wirkstoff Chlormadinonacetat, in der ersten Phase 1 mg, in der zweiten Phase 2 mg. Es ist also bis auf die Einnahmepause immer antiandrogener
Wirkstoff vorhanden.
Climen enthält als antiandrogenen Wirkstoff Cyproteronacetat, in der ersten Phase allerdings gar nicht, und in der zweiten Phase mit 1 mg.
 
Meine Befürchtung ist, daß die antiandrogene Wirkung bei Climen nicht ausreichen wird und sofort nach Absetzen von Neo-Eunomin Haarausfall eintritt.
Immerhin würde ich ja zwei Drittel des Monats gar keinen antiandrogenen Wirkstoff bekommen.
 
Wie beurteilen Sie dies, was raten Sie mir bzw. welche Alternativen gibt es?
 
Bereits im voraus ganz herzlichen Dank!
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Meghan

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Bisherige Antworten
Experte-Bohnet
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01.03.2021, 14:58 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

die Hormonwerte belegen, dass Ihre Eierstöcke weitgehend erloschen sein dürften. Sämtliche Werte für die männlichen Hormone sind niedrig, sodass sich die Frage stellt, ob der Haarausfall überhaupt androgenetisch ist und zumindest nicht andere Ursachen mit eine Rolle spielen. Insofern würde die Behandlung so belassen! Wie ich schon erwähnt habe, braucht alles auch seine Zeit. Aber es ist natürliche Ihnen überlassen, ob Sie diverse Maßnahmen ergreifen wollen, welche Ihnen vorgeschlagen wurden!

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29.03.2021, 22:23 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich würde gerne nochmals auf mein immer noch ungelöstes Problem des Haarausfalls zurückkommen.

Ich habe nun Ihren Rat befolgt und die Kombination aus Estradiol 2 mg und Chlormadinon 2 mg weiter eingenommen (6 - 12 Wochen bis zur Wirkung) und bin nun in der 12. Einnahmewoche, also fast drei komplette Zyklen. Der Haarausfall ist unverändert, keine Besserung. Das einzige, was bei mir jemals geholfen hat, war Neo-Eunomin, da hört der Haarausfall nach 3 - 4 Wochen auf.

Macht es aus Ihrer Sicht noch Sinn, mit diesen Präparaten weiter zu machen? Ist da noch eine Besserung zu erwarten? Welchen Therapieansatz würden Sie mir im nächsten Schritt empfehlen? Welchen Spezialisten kann ich noch aufsuchen?

Laut Hormonuntersuchung der Uni-Klinik Düsseldorf war die hormonelle Situation in Ordnung, einschließlich Schilddrüse. Der Ultraschall war unauffällig.

Ich nehme nun seit ca. 30 Tagen auch noch ein Eisenpräparat (ferro sanol duodenal), falls Eisenmangel eine Rolle spielen sollte, außerdem noch ein Kombi-Präparat mit Biotin, Zink, ...

Der Bluthochdruck wird mit Ramipril 5 mg, eine halbe Tablette täglich morgens, behandelt und ist soweit im Griff.

Ich muss jeden Tag hilflos zusehen, wie nacheinander alle Haare ausfallen. Es muss doch eine Lösung geben!

Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie einen Rat für mich hätten.

Mit freundlichen Grüßen

Meghan

Experte-Bohnet
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30.03.2021, 08:08 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Im Neo-E ist ja auch CMA enthalten; deshalb nochmals auf ne Pille zu wechseln, halte ich nicht für sinnvoll.

Wenn das CMH nun keine Wirkung hatte, dürfte der Haarausfall auch nicht hormonell bedingt sein; die Ursache zu finden ist häufig sehr, sehr schwierig! Es gibt ja auch spezialisierte Hautärzte!? Tut mir leid, wenn ich Ihnen aus der Ferne nicht weiterhelfen kann!

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14.03.2023, 20:17 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich habe mich zuletzt vor ca. zwei Jahren an Sie gewandt im Zusammenhang mit einem akuten Haarausfall nach Absetzen von Neo-Eunomin und Wechsel zu Estradiol 2mg/Chlormadinon 2 mg.

Zu meiner Person: 52 Jahre, 173 cm, 78 kg, Nichtraucher, kein Alkohol

Ich nehme die beiden Präparate allein aufgrund der Haarausfall-Problematik, nicht aufgrund von Wechseljahresbeschwerden. Aktuell bin ich in einer halbwegs stabilen Phase und möchte deshalb am liebsten alles so belassen wie es ist.

Nun weist meine Frauenärztin anläßlich der Krebsvorsorge-Untersuchung darauf hin, dass die Europäische Arzneimittelagentur ein Risiko für die Entwicklung eines gutartigen Gehirntumors/Meningeom bei Einnahme von Chlormadinon (und Nomegestrol) festgestellt hat und fragt mich, ob ich auf ein anderes Präparat wechseln möchte. Ich kann die Frage nicht beantworten, da ich das Risiko nicht einschätzen kann. Laut Internet-Recherche besteht ein Risiko im Falle von CMA erst bei höheren Dosierungen (5 - 10 mg).

Wie bewerten Sie das?

Und generell: Wie lange kann ich die Kombination aus Estradiol/Chlormadinon überhaupt einnehmen?

Was wären gleichwertige Alternativen?

Über eine Einschätzung von Ihnen würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Meghan

Experte-Bohnet
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14.03.2023, 22:57 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Es gibt verschiedene Gründe, das CMA nicht dauerhaft in den WJ einzunehmen, wie das auch die Leitlinien der Fachgesellschaften vorsehen.

Bei über 90 % der Frauen sind die Eierstöcke mit 53 vollkommen erloschen; dann werden auch keine Androgene mehr produziert. Insofern wäre, wenn man sich an die Leitlinien hält, spätestens auf das körpereigen Progesteron überzugehen, was auch als natürliches Antiandrogen gilt. Es braucht dann sicherlich um 3 Monate, bis die Umstellung "überstanden" ist.

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01.10.2024, 23:07 Uhr
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Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ich habe ergänzend zu meinen Fragen der letzten Jahre nochmals eine Frage bzgl. des aktuellen Status:

Ich (54 Jahre, 173 cm, 79 kg) nehme seit nunmehr ca. 3,5 Jahren die Kombination Estradiol 2mg/Chlormadinon 2 mg als Hormonersatztherapie, um meinen Haarausfall aufzuhalten.

Meine Frauenärztin versucht, mich von dieser Kombination wegzubewegen, und schlägt folgende Alternativen vor:

1. Qlaira oder 2. Slinda, beide offenbar mit antiandrogener Wirkung.

Was halten Sie von diesen Alternativen, welche ist für mich die bessere bzw. haben Sie ggf. noch andere Vorschläge?

Wie lange bzw. bis zu welchem Alter würde man eine solche Kombination dann überhaupt einnehmen?

Weitere Frage:

Trotz Einnahme der Kombination Estradiol 2 mg/Chlormadinon 2 mg habe ich seit Anfang Juli 2024 wieder Probleme mit Haarausfall (eher diffus am ganzen Kopf). Kann es passieren, dass die Kombination plötzlich nicht mehr wirkt?

Ich bin zusätzlich auch bei einem Dermatologen in Behandlung, um andere Ursachen auszuschließen und nehme bereits seit ca. 2 Jahren zusätzlich Vitamin B12 und D3 (Ankerm. B12 und Dekrist. 20000), seit zwei Monaten zusätzlich auch noch Folsäure.

Der letzte Laborbefund vom Dermatologen ist von Anfang August 2024. Dort waren alle Werte (Eisen, Ferritin, Vitamin B12, TSH, Zink, Selen) in Ordnung, nur Vitamin D3 und Folsäure waren zu niedrig.

Vitamin D3: 25-Hydroxy-Cholecalciferol 37 ng/ml

Folsäure: 2.9 ng/ml

Die Dosis für Vitamin D3 ist deshalb heraufgesetzt, Folsäure nehme ich zusätzlich.

Leider habe ich seit einiger Zeit auch Hautprobleme (Neurodermitis), die mit Cortison behandelt werden.

Was kann der Grund für den erneuten Haarausfall sein? Ich sehe keinen Ansatzpunkt mehr, an dem ich arbeiten könnte.

Ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen

Meghan

Experte-Bohnet
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02.10.2024, 00:16 Uhr
Antwort von Experte-Bohnet

Leider ist die Ursache häufig nicht festzustellen! In jedem Falle ist der Haarausfall nicht mehr hormonabhängig; das zeigt sich ja indirekt, da trotz Einnahme der Haarausfall wieder aufgetreten ist. Die Hormone verlieren ihre Wirkung nicht.

Wie bereits früher gesagt, halte ich in Ihrer Altersgruppe die Umstellung auf körpereigene Hormone Progesteron und Östradiol für sinnvoll, auch wenn vorübergehend eine "schwierige" Lage auftreten könnte. Der Austausch eines gegen anderes künstlichen Hormon dürfte kein Vorteil sein und Ihrer Altersgruppe nochmals mit einer Pille anzufangen, halte ich nicht für angezeigt, da damit Risiken entstehen bzw. sich erhöhen, z.B. Thrombose etc.

Vit D- und Folat-Mangel verursachen keinen Haarausfall.

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05.10.2024, 22:18 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Prof. Bohnet,

ganz herzlichen Dank für die schnelle Antwort.

Die Empfehlung meiner Frauenärztin für Qlaira und Slinda kam vermutlich dadurch zustande, dass beide Präparate ein antiandrogenes Gestagen enthalten. Der Wunsch meiner Frauenärztin, von CMA herunterzukommen, resultiert aus dem Risiko eines gutartigen Gehirntumors/Meningeoms.

Von Progesteron lese ich im Internet, dass dieses nur leicht antiandrogen wirken soll. Deshalb die Frage, ob jetzt (schon) der richtige Zeitpunkt für den Umstieg für mich ist (Alter 54 J.).

Macht es Sinn, einen aktuellen Hormonstatus zu erstellen, um festzustellen, ob noch männliche Hormone produziert werden? Gibt es andere Möglichkeiten, dies festzustellen?

Sehen Sie noch eine Chance, die Ursache für meinen aktuellen Haarausfall festzustellen? Ich bin mit meinem Latein am Ende.

Noch einmal besten Dank und freundliche Grüße,

Meghan