Sehr geehrter Herr Professor Bohnet,
ich wende mich mit einer recht komplexen Fragestellung an Sie, bei der mir bislang keiner so richtig helfen kann, da jeder Arzt nur sein Fachgebiet hat. Ich entschuldige mich im Voraus für die Länge des Beitrages.
Ausgangslage:
seit Anfang 2018 (knapp 4 Jahre nach der letzten Regelblutung) auf Empfehlung meiner Gynäkologin orale HRT mit 1mg estradiol, 2 mg Dienogest. Grund: in einer wiederholten Konochendichtemessung hatte sich eine Osteopenie gezeigt. Zudem hat sich Ende 2017 eine androgenetische Alopezie gezeigt. Die Ärztin sagte, auch das Haarbild könne von der Hormontherapie profitieren, da es Dienogest enthält, welches eine antiandrogene Wirkung hat. Allerdings hat der zuvor erhobene Hormonstatus keine Hyperandrogenämie gezeigt und Testosteronwerte von kleiner 0,03.) Krasse Wechseljahresbeschwerden hatte ich zuvor keine oder zumindest habe ich schwitzen etc in der Vergangenheit mit remifemin in den Griff bekommen.
Da ich gleichzeitig bzw. kurz vor der Hormontherapie auch mit einer Minoxidilbehandlung angefangen habe und der lichte Scheitel wieder zugewachsen ist, (wenn auch insgesamt die Wachstumsphase der Haare verkürzt geblieben ist) lässt sich schwer sagen, ob denn das Dienogest dabei auch eine Rolle gespielt hat/spielt oder es alleinig durch das Minoxidil kommt, das zur Zeit NR 1 Präparat mit der besten Studienlage zur erfolgreichen Behandlung einer AGA bei der Frau
Ca ein 3/4 Jahr nach Beginn der Hormontherapie also im letzten Quartal 2018 stellte ich fest, dass ich immer häufiger an Migräne leide. ( Früher ab und an mal Migräne, eher selten und unregelmäßig) Im Jahr 2019 hat sich das zum Ende des Jahres auf fast 10 Migränetage im Monat gesteigert.
Ich frage mich, ob es da einen Zusammenhang zu der HT geben kann (zeitlicher Abstand zwischen Therapiebeginn und Migräne immerhin fast ein Jahr) und ob ich die Hormone ganz absetzen soll oder zumindest wechseln soll auf Kombination Gynokadin/Progestan, um wenigstens die anderen Risiken die mit einer HT einhergehen zu reduzieren. Ob ein Therapie Wechsel in puncto Migräne etwas bringen würde ist ja sicher auch fraglich.
Was auch seltsam ist: während ich das erste Jahr der HT stark mit Brustspannen und Brustumfangzunahme und Wasserinlagerung zu tun hatte, verschwand dies plötzlich im Sommer 2019 und ich verlor Gewicht und war wieder wie vorher, ohne etwas ernährunstechnisch zu verändern, gleichzeitig hatte ich massiv mit diffusem Haarausfall zu tun, der über ein halbes jahr anhielt. Vielleicht ist hier mein eigener Östrogenpiegel nochmal abgesackt? das würde Ja ggf zumindest den diffusen HA erklären. Aber das könnte auch zugleich bedeuten, dass ein niedrigerer Östrogenspiegel die Migränefrequenz eher noch zusätz verschlimmert hat...
Eine vor kurzem nach 2 Jahren erneut durchgeführte Knochendichtemessung hat übrigens ergeben, dass die Ostepenie stabil bzw. leicht verbessert ist. Hier könnte das Östrogen im Rahmen der HT eine positive Wirkung gehabt haben. ( sagt meine Osteologin, sagt aber auch, man wisse nicht, wie es ohne gewesen wäre). Das spräche ggf. dagegen auf Hormone ganz zu verzichten.
Ich habe bei Absetzen oder Therapie Wechsel (bioident. Progesteron hat ja keine antiandrogene Wirkung) allerdings auch Sorge vor einer erneuten Verschlechterung der Haarsituation, es ist als Frau sehr belastend, wenn sich ein ‚Waldsterben‘ auf dem Kopf abzeichnet durch die sog. Miniaturisierung der Haaare.
Und wer weiß vielleicht könnte sich die Migräne sogar noch verschlechtern, wenn die Hormone dem Körper wieder entzogen werden?
Übrigens nehme ich engmaschig kontrolliert Euthyrox wegen einer latenten UF, deren Ursache Hashimoto ist. Die Dosis muss immer mal wieder angepasst werden., da TSH öfter schwankt und je nachdem auch für instabile ft3 ft4 werte sorgt.
Vitamin D3 ist ok. Knochenstoffwechsel ok.
Ich bedanke mich herzlich im Voraus für Ihre Einschätzung.
Beste Grüße
J.